Ein schwieriges Thema, weil die Vorstellungen einer Strafe doch sehr weit auseinander gehen können. Für viele Subs hat sie vor allem mit Schmerz zu tun, weil es natürlich der naheliegendste Gedanke ist. Für mich besteht BDSM allerdings aus mehr als Hintern versohlen. Mit Strafen können Grenzen überschritten werden, weshalb es auch so wichtig ist, dass man sich als Paar mal ein wenig mit diesem Thema beschäftigt.
Das größte Problem mit Strafen ist immer die Erwartung des Partners bzw. der Partnerin. Es könnte sein, dass er oder sie dann ziemlich schnell sagt: “Moment, das macht ja gar keinen Spaß. Dann lassen wir das lieber”, und natürlich ist das völlig legitim. Du kannst zu jedem Zeitpunkt das Spiel beenden, aber so ein Abbruch bedeutet auch immer, dass schon etwas passiert ist. Ich spreche nicht von Spuren auf deiner Haut, es geht hier um das Vertrauen, das gebrochen wurde und wieder aufgebaut werden muss. Dinge zu klären, wenn das Kind schon in den Brunnen gefallen ist, verkompliziert einfach alles. An diesem Punkt schwirren bereits viele Gedanken durch eure Köpfe. “Das hatte er vor, so hätte ich ihn/sie gar nicht eingeschätzt.”, “Wieso hat sie das nicht gesagt, als wir über No-Gos gesprochen haben? Was hat sie mir noch nicht gesagt?”, oder: “So haben wir das nie besprochen, wo kam das jetzt plötzlich her?”
Im Spiel sollte es nicht zu Diskussionen kommen, also entweder hast du deinem Dom vorher klar gemacht, was für dich No-Gos sind, oder die nächste halbe Stunde kann in einem kompletten Fiasko enden. Das heißt jetzt nicht, dass die Sub gefälligst den Mund aufzumachen hat, das wäre zu einfach. Als Dom muss ich weiterdenken, wenn es da etwas gibt, das ich als Strafe gerne mal ausprobieren will, muss ich das auch ansprechen, vor allem wenn es um Dinge geht, die eventuell “speziell” sein könnten. Wenn du mit deiner “Überraschung” riskierst, diese Beziehung in den Sand zu setzen, dann lass es vielleicht einfach keine Überraschung sein, zumindest am Anfang.
Um das mal klar zu stellen: Eine Strafe dient dir nicht dazu, geil zu werden und endlich mal etwas härter angepackt zu werden. Es handelt sich hierbei um eine erzieherische Maßnahme, die dir zeigen soll, wo dein Platz ist. Das heißt nicht unbedingt, dass du einfach unaufgewärmt ein paar Schläge auf den nackten Arsch bekommst (obwohl auch das Spaß machen kann), aber jedem/r Sub sollte klar sein, dass eine Strafe auch anders ausfallen kann, als er/sie es erwartet. Wenn ihr im Vorhinein nicht richtig darüber sprecht, kann es da zu sehr unangenehmen Situationen kommen.
Es gibt zum Beispiel einen ganzen Haufen Subs, die mit Schmerzen sehr gut zurecht kommen, aber Erniedrigung, wenn überhaupt, nur sehr schwer ertragen. Hier wird nämlich die oben genannte Grenze überschritten, die viele einfach nicht auf dem Schirm haben.
Ich kann dir zum Beispiel verbieten, auf die Toilette zu gehen, und dann warte ich seelenruhig, bis du nicht mehr kannst und das Unausweichliche passiert. Das macht mich nicht an, ich habe persönlich keinen Spaß an Natursektspielchen (ich verurteile sie aber auch nicht, jedem sein Fetisch). Das muss es aber auch gar nicht. Der Sinn ist, wie schon erwähnt, ein anderer. Eine andere Variante wäre, dass du dich nackt in einen Ameisenhaufen setzt, oder ich führe dich an einer Leine durch den Klub, oder ich befehle dir, Bilder von zu veröffentlichen. Jeder sollte sich darüber klar sein, dass es beim BDSM nicht nur um steife oder feuchte Genitalien geht.
Strafen können mannigfaltig sein. Sie können mit schmerzen, ekeln, erniedrigen, oder Verzicht zu tun haben. Strafen sind so kreativ, bzw. ausgefallen wie der Dom, der sie auferlegt. Wenn man nicht aufpasst, können sie aber auch das Vertrauen in einen anderen Menschen komplett zerstören und nach einem solchen Bruch den Status Quo wiederherzustellen, ist eine Menge Arbeit.