Beziehungen ändern – und entwickeln sich. Unsere macht da natürlich keine Ausnahme, man kann sich diesem Wandel entgegenstellen oder sogar stoppen, aber das bedeutet im schlimmsten Fall, dass man die Beziehung damit kaputt macht. Bei uns war es beinahe in den letzten Wochen soweit. Was ist passiert und wie konnten wir das Steuer rumreißen?
Fangen wir mal mit der ersten Frage an. Wir führen keine “Beziehung” im herkömmlichen, romantischen Sinne. They ist mein*e Sub und ich bin their Dom, das hat wunderbar funktioniert. Mein Schmetterling darf schlafen mit wem they will und für mich gilt das Gleiche. Wir haben uns an grundsätzliche Regeln des gesunden Menschenverstandes gehalten, wie zum Beispiel Safer-Sex und alles war cool. Ich habe davon eigentlich keinen Gebrauch gemacht und ob they das getan hat oder nicht, interessierte mich nicht, wenn ich ehrlich war. Wenn wir zusammen sind, dann gibt es nur uns und das war vollkommen in Ordnung für mich.
Mein kleiner Schmetterling und ich haben einen gewissen Altersunterschied, der dafür sorgt, dass ich einige Dinge schon getan und für mich ausprobiert habe und they eben noch nicht. Die ziemlich große Entfernung, die uns trennt, sorgt leider dafür, dass wir nicht so häufig zum Spielen kommen, wie wir das gerne würden. Im Grunde war es also klar, dass dieses Thema irgendwann kommen würde: Spielen mit anderen. Ja oder nein?
Wer mich schon länger liest, der weiß: Ich versuche so transparent wie möglich zu sein und das soll sich in diesem Beitrag auch nicht ändern deswegen: Der Grund für das fast-Ende unserer Beziehung war ich. Zu sagen, dass es mir schwer fällt, Menschen zu vertrauen, ist gelinde gesagt eine lächerliche Untertreibung, und gepaart mit meinen Depressionen ist das eine Kombination aus der Hölle. Warum ich das Vertrauen in Menschen verloren habe ist nicht so wichtig, zumindest nicht für diesen Beitrag. Ich kann es einfach nicht mehr und das betrifft sogar Personen, die mir nie einen Grund gegeben haben, ihnen zu misstrauen. Als also das oben erwähnte Thema auf den Tisch kam, war ich direkt dagegen. Vögel, wen du willst, aber gespielt wird zuhause… Oder wie ging das Sprichwort nochmal? Egal, unsere Spielbeziehung war jedenfalls unantastbar für mich.
Tja, was tun? Das Thema lag jetzt auf dem Tisch und konnte nicht mehr ignoriert werden. They hatte es ausgesprochen und damit etwas losgetreten, dessen they sich nicht bewusst war. Natürlich hat mein Schmetterling meine Entscheidung akzeptiert, aber they wollte logischerweise darüber sprechen und wissen, warum ich das so vehement abgelehnt habe. Kommunikation ist für uns immer ein sehr wichtiges Thema gewesen. Als ich erklärt habe, dass es sich für mich so anfühlt, als würde mich dieser Wunsch herabsetzen, weil ich them offensichtlich nicht ausreichte, hat they das aufgenommen und mir dann versucht klar zu machen, dass ich für them deswegen nicht weniger wert bin, und das wir immer noch wir sind, völlig egal was oder wer da sonst noch ist. Blöd, dass mein Kopfkarussell sich so schnell gedreht hat, dass das einfach nicht mehr bei mir angekommen ist. Es war völlig egal, wie they diesen Wunsch vor mir rechtfertigen wollte, für mich stand fest: Ich bin nicht genug, ich kann them nicht glücklich machen und weil dem so ist, macht das alles keinen Sinn mehr. Mir ging’s ziemlich mies in den nächsten Tagen und them auch, weil da ein Gedanke in meinem Kopf wucherte, den ich einfach nicht los wurde. They hatte da was sehr gefährliches ausgelöst, ohne das zu wollen, aber wie das so ist, wenn man eine Lawine auslöst, dem Tal ist es egal ob sich der Gipfel entschuldigt. Der Flügelschlag eines Schmetterling…
Wie ging’s jetzt also weiter? Beziehungsweise geht es überhaupt weiter? Es mag sein, dass they aktuell akzeptieren konnte, dass ich das nicht wollte, aber wie das mit Wünschen so ist, die verschwinden nicht einfach. Wenn du jemandem Regeln auferlegst, die nur wegen dir eingehalten werden, hinter denen die Person aber eigentlich nicht steht, wird das unweigerlich zu Problem führen.
Es gab also nur zwei Wege: Entweder ich erlaube them diese Freiheiten und kann akzeptieren, dass auch mit anderen gespielt wird oder eben nicht. Wenn zweiteres der Fall würde, dann war mir klar, dass ich damit eine Lunte angezündet hätte, die irgendwann einen großen Knall verursacht. Ich wollte them nicht einschränken, damit wäre ich dann nicht besser als their Ex, der genau das nicht akzeptieren konnte und weswegen die beiden seit dem getrennte Wege gegangen sind.
Was für mich den Schalter umgelegt hat, war das Nachdenken über die möglichen Regeln, die dann gelten könnten. Ich hatte beim Spielen nie so einen richtigen Unterschied gemacht. Mit anderen zu spielen, bedeutet ein Machtgefälle aufzubauen, und dieses konnte es für mich nur zwischen uns beiden geben. Wenn they das mit jemanden anderem haben wollte, dann nahm das all das Besondere für mich, dass uns verbunden/ausgemacht hatte. Wozu werde ich dann noch gebraucht über kurz oder lang? They wird irgendwann eine Person finden, die das kann, was ich kann und auch noch näher dran wohnt. Das stand für mich felsenfest, genau so wie die Notwendigkeit von Regeln.
Und so saß ich also über den Regeln, und je länger das der Fall war, desto mehr erschloss sich mir, das eben diese Regeln auch der Schlüssel sein konnten, für mich das Besondere zu erhalten. Ich schreibe “für mich”, weil they das alles natürlich schon wusste, bzw. es gar nicht brauchte – nur ich stand wieder mal auf dem Schlauch. Es ist ein schöner Schlauch, sehr bequem, deswegen stehe ich da wohl auch so gern drauf, aber nun war es Zeit weiter zu gehen und für mich mal ein paar Dinge klar zu stellen:
Regeln bedeuten für mich, dass wir uns abgrenzen, sie dienen nicht nur der Sicherheit von uns beiden. Es gibt Dinge, die will ich nur für them tun dürfen und ebenso das ein oder andere, dass they nur für mich machen soll. Klar, Regeln schränken uns ein, aber sie heben uns beide auch von anderen Erlebnissen ab. Wenn they zum Beispiel nicht möchte, dass ich andere vor mir knien lasse, dann wertet das mich auf. Es ist their Privileg und niemandes sonst. Das keiner außer mir meinem Schmetterling Aufgaben stellen darf, die über die Session hinausgehen, schlägt in die selbe Kerbe. Es gibt jetzt Dinge, die nicht einfach nur verboten sind, weil sie verboten sind, sondern weil sie uns gehören sollen.
Für viele von euch mag das sonnenklar sein, mir war es das nicht. Ich bin wirklich froh darüber, dass es bei mir Klick gemacht hat und ich in der Lage war mich selbst zu überwinden. Die Alternative hätte keinem von uns gefallen und mich am Ende nur noch unglücklicher gemacht. Nicht nur weil ich meinen Schmetterling verloren/aufgegeben hätte, sondern weil ich gewusst hätte, dass das allein meine Schuld gewesen wäre. Weil ich alte Muster einfach nicht durchbrechen konnte. Diese eine Sache war wichtig für unsere Beziehung, aber sie war vor allem wichtig für mich, weil es mir gezeigt hat, dass ich mich ändern kann.