So, es war ein langer Weg, aber hier ist er nun, der letzte Teil meines Blogbeitrags zum Thema: „Die drei Säulen unserer Beziehung“. In diesem letzten Teil möchte ich das mit Abstand wichtigste Element unserer Beziehung erörtern: Vertrauen.
Ein Wort, ohne das fast gar nichts geht, denn auch wenn man dem Gegenüber immer ein gewisses Maß an grundsätzlichem Respekt entgegenbringt oder auch kein Problem darin sieht, seine Wünsche und Träume offen zu kommunizieren; wenn das Vertrauen fehlt, kommt kein richtiges Spiel zustande.
Weil du und ich wir sind.
Vertrauen kann auf verschiedenen Wegen gewonnen werden. Zum einen natürlich durch eine tiefgehende Bindung. Aufgebaut über Jahre und gebildet durch lange Gespräche, das Durchleben gegenseitiger Tiefen und das langsame Herantasten an das neue Hobby. Das gemeinsame Teilen seiner Sehnsüchte, Fantasien und Gelüste. Das kann ein verdammt langer Weg sein und je nachdem, welche Erfahrungen man bisher gemacht hat, ob nun im BDSM oder ganz allgemein, kann er auch schlichtweg einfach nicht so ohne weiteres gegangen werden. Du kannst der beste Mensch der Welt sein, aber wenn dein Partner einfach nicht mehr in der Lage ist, dieses Vertrauen aufzubauen, reicht Geduld eventuell nicht aus. Die Entscheidung, sich helfen zu lassen, muss dann jeder für sich treffen, uns als Partner bleibt nichts übrig außer abwarten und für den anderen da sein.
Ein ganz grundsätzlicher Punkt ist für mich die Gegenseitigkeit. Ich als Dom muss meiner Sub auch vertrauen können. Man denke bei so einem Thema vor allem erstmal daran, das die Sub sich auf den Dom einlassen können muss. Das ist natürlich auch vollkommen richtig. Immerhin gibt ja der devote Part augenscheinlich erstmal Kontrolle ab. Als Dom hast du aber nicht weniger zu verlieren. Auch ich als dominanter Partner muss erstmal mit ihr/ihm auf das Level kommen, das es mir ermöglicht, mit ihr/ihm offen über meine Neigung zu sprechen und die Gefahr, dass ich am Ende dieses Gesprächs wie ein gestörter Sadist da stehe, ist je nach Gesprächspartner vielleicht schon gegeben. Bloß weil man glaubt, einen Menschen zu kennen, heißt das nicht automatisch, dass er/sie offen genug ist, um sich vorurteilsfrei mit dem Thema BDSM zu befassen. Meine mangelnde Menschenkenntnis hat mich schon Freundschaften gekostet, die vorher jahrelang Bestand hatten. Vertrauen spiegelt sich auch darin wider, wie ich kommuniziere. Wie verhalte ich mich, wenn ich Fehler gemacht habe? Gebe ich zu, auch nur ein Mensch zu sein, oder siegt das Ego und lässt mich die Fehler bei anderen suchen?
Auch bei uns war es anfangs nicht leicht. Wir haben beide schlechte Erfahrungen gemacht und auch wenn meine weniger mit BDSM zu tun hatten, fiel es mir, als wir uns kennenlernten, sehr schwer mich ihr zu öffnen. Wir haben uns gegenseitig mit Vorsicht genähert und hatten überhaupt keine Ambitionen, dass das mehr als Freundschaft wird. Nun sind es schon drei Jahre und auch in dieser Zeit mussten wir viel Geduld für den anderen aufbringen. Am schwierigsten waren für mich, glaube ich, immer Momente, in denen ich schweigen und zuhören musste. Wenn es nicht darum geht, ein Problem zu lösen, sondern einfach nur dazusein und den anderen erzählen zu lassen.
Ich habe mich mit dir weiterentwickeln dürfen, meine kleine Perle und ich hoffe, dass auch du aus unserer Beziehung einiges ziehen kannst, das dir hilft.
Einmal mit Profis
Wenn man sich eine Weile im BDSM bewegt, fängt man an, etwas umzudenken. Der Begriff „normal“ bekommt zum Beispiel eine andere Bedeutung, das ist schön und macht unsere Welt aus Lack und Leder viel bunter, aber mit dieser Akzeptanz schleicht sich vielleicht auch der Gedanke ein, dass es doch gar nicht so schwer ist, zu seiner Lust zu stehen und diese mit einem Partner auszuleben. Nicht jede/r betreibt BDSM wie in Fifty Shades of Grey. Ein bisschen Wachs hier, ein paar verbundene Augen da und eine Prise Hintern versohlen. Jeder von uns weiß, dass es auch sehr spezielle Vorlieben gibt, die entweder nicht einfach so im eigenen Schlafzimmer umgesetzt werden können, oder so „eigen“ sind, dass man sie nur schwer überhaupt einem anderen erklären könnte, der noch über ein sagen wir mal gesittetes Sexualleben verfügt. Nicht zu vergessen, dass man für ein paar Dinge einfach Übung/Erfahrung benötigt, die unser/e Partner/in vielleicht einfach nicht hat oder auf XY gar nicht steht.
An dieser Stelle bietet sich dem/der geneigten Leser/in nun noch ein anderer Weg, der für viele auch mehr Sicherheit bedeutet, nämlich der zum Profi. Natürlich, die Geborgenheit eines Partners wird hier wahrscheinlich nur schwer erreicht werden können, aber braucht es das denn? Ich will doch eigentlich nur meinen Spaß. Mal abschalten, die Woche war lang und anstrengend. Außerdem bin ich vielleicht einfach selbst noch nicht soweit, mich vor Menschen, die mich kennen, zu outen. Der Weg zur eigenen Akzeptanz kann sehr steinig sein und selbst die unter uns, die das schon ein paar Jahre machen, haben gute Gründe, das nicht gleich jedem auf die Nase zu binden. Wenn ich zu meiner Domina gehe, dann weiß ich wenigstens, dass sie weiß, was sie tut, und wenn die Tür zu ist, dann kann ich mich darauf verlassen, dass darüber der Mantel des Schweigens gelegt wird. Ganz nach dem Motto: What happens in Vegas, stays in Vegas. Wer weiß schon, was mein Ex den Leuten erzählt, wenn wir uns trennen sollten? Du kennst einen Menschen erst richtig, wenn du ihn mal wirklich tief verletzt hast.
Andere brauchen wiederum genau diesen Abstand. In einer Beziehung läuft nicht immer alles nach Plan. Man hat unterschiedliche Meinungen, streitet sich. Ich denke, ihr wisst, was ich meine. Es kann manchmal schon sehr schwierig sein, BDSM und Reallife voneinander zu trennen. Da ist es dann schon sinnvoll, sich eventuell jemanden zu suchen, der/die nicht der eigene Partner ist. Natürlich sollte man das dann auch richtig kommunizieren, sonst muss man sich bald gar keine Gedanken mehr um den Partner machen.
Vertrauen lässt sich für mich auf diese beiden grundsätzlichen Punkte beschränken. Entweder ich vertraue jemandem, weil ich ihn/sie kenne und weiß, dass mir in seiner/ihrer Nähe nichts passieren kann, oder mein Vertrauen basiert darauf, dass ich glaube, dass er/sie das Handwerk versteht. Egal, wie man es dreht, im Kern kommt man immer wieder auf einen der beiden Punkte zurück.
Keiner dieser beiden Wege ist besser oder schlechter als der andere. Sie funktionieren nur für dich besser als für mich und umgekehrt.
Auf gar keinen Fall solltest du mit jemandem spielen, bei dem du dir unsicher bist. Das kann sich durch verschiedene Situationen äußern. Er/Sie übt Druck aus, versucht dich zu beeinflussen. Ein gern gewähltes Mittel hier sind so Sätze wie: „Meine letzte Sub hat das anstandslos vertragen.“, „Du bist keine echte Sub.“ oder „Stell dich halt nicht so an.“. Wer solche Sätze zu hören bekommt, sollte sich dringend Gedanken machen, ob der/die Partner/in wirklich die richte Person für einen ist. Sicher gibt es auch Spiele, die mit solchen Situationen arbeiten, und wenn sowas abgesprochen ist, dann kann es auch seinen Zweck erfüllen, aber man muss diese Situationen auch immer auflösen. Wer seine/n Sub in solchen Momenten einfach ohne doppeltes Netz fallen lässt, riskiert die mentale Gesundheit seines Partners. Da hört gelinde gesagt der Spaß auf. Wir sind dominant und nicht Gott, wir tragen eine Verantwortung, der wir uns nicht zu entziehen haben.
Vertrauen ist das A und O. Es funktioniert nicht ohne, egal wie ihr spielt.
Zum Schluss
Danke, dass ihr bis hierhin durchgehalten habt. Ich weiß nicht, ob das, was ich in den letzten drei Beiträgen geschrieben habe, euch irgendwie geholfen oder weitergebracht hat. Mir jedenfalls hat es Spaß gemacht, mich so intensiv mit meiner Beziehung zu meiner Perle zu beschäftigen. Die Zeit dafür nimmt man sich nicht so oft, wie man sollte, ich weiß jetzt mehr als jemals zuvor, wie glücklich ich mich schätzen kann, dich an meiner Seite zu haben und hoffe das es noch lange so mit uns weitergeht, wie bisher.
Danke.