Weil ich im Bezug auf Anleitungen, Seile, Medien etc. jetzt schon ein paar Mal nach generellen Tipps für das Thema Fesseln gefragt wurde, möchte ich hier mal ein paar Dinge zusammenfassen, die mir am Anfang geholfen hätten. Dieser Beitrag soll und will KEIN Buch ersetzen, es ist wie gesagt nur eine Sammlung von Hilfen, über die ich mich anfangs auch gefreut hätte.
Die Art des Seils
Ich verwende gerne Hanfseil, das war mir allerdings nicht von Anfang an klar. Als ich mir die ersten Seile geholt habe, wollte ich vor allem eins: Seile. Dass die Unterschiede im Material so groß sind, war mir zu dem Zeitpunkt noch nicht bewusst und so habe ich erstmal bestellt. Jedes Seil hat seine Vor- und Nachteile, in erster Linie muss es sich gut anfühlen, und zwar nicht nur zwischen den Fingern des Riggers. Wenn man also schon jemanden hat, der ebenfalls ein gewisses Interesse an der Materie hat, sollte man diese Entscheidung zusammen treffen. Es gibt viele Kriterien, die zu beachten sind, neben dem Gefühl auf der Haut. Lasst euch also Proben/Muster schicken, die sind zwar weniger als einen Meter lang, können bei der Entscheidung aber schon ein gutes Stück weiterhelfen. Dann ist natürlich ausschlaggebend, wo ihr mit der ganzen Geschichte hinwollt. Will man jemanden an die Decke hängen, schränkt das die Wahl des Materials schon ein bisschen ein, wie folgendes Beispiel zeigt:
Relativ am Anfang habe ich mit dem Gedanken gespielt meine Sub aufzuhängen (also unter der Decke…). Natürlich bin ich verantwortungsvoll und wollte das ganze erstmal an mir selbst testen. In einem stillen Moment habe ich mich also verschnürt und das Seil so befestigt, das ich mich hineinhängen konnte. Um die nötige Höhe hatte ich mich auch gekümmert, indem ich mich auf einen Stuhl gestellt habe. Wie ich da wieder runtergekommen wäre, wenn es geklappt hätte? Keine Ahnung. Soweit kam es allerdings auch nicht, denn als ich mich ins Seil gehängt hatte, stand ich etwas unerwartet wieder auf dem Boden. Ich hatte völlig unterschätzt wie sehr das Seil nachgeben würde. Gut, dass ich da alleine war, Mann war das ein peinlicher Moment.
Schaut euch Tests und Rezensionen an. Vergleicht verschiedene Materialien und schickt zurück, was euch nicht passt. Das Geld, um sich Seil zu kaufen, das dann doch nur wieder in der Ecke liegt, weil es einfach nicht benutzt wird, haben die Wenigsten.
Der fehlende Meter
Wenn man keine Ahnung hat und sich einfach nur denkt: “Boah geil, das will ich auch machen”, dann muss das kein schlechter Start sein. Es sei denn, man verfügt noch über die zweifelhafte Gabe, sich ständig zu verschätzen.
Aus mangelnder Erfahrung habe ich mir am Anfang ein Set geholt, das mehrere Seillängen beinhaltet. Das Problem dabei war, dass wenige dieser Seile zu mehr als dem Aneinanderbinden von Hand-, oder Fußgelenken zu gebrauchen waren. Klar ist es schön, wenn man für genau diese Kleinigkeiten schnell mal die passende Länge zur Hand hat, aber seien wir doch mal ehrlich: Für jemanden, der wirklich Interesse am kunstvollen Fesseln hat, fängt der Spaß da doch gerade erst an, oder? Zumal man ja beinahe immer das Seil doppelt nimmt, was schnell dazu führt, dass einem die Meter zwischen den Händen zerrinnen.
Wer also vorhat, mehr als nur Bett-fessel-Geschichten zu machen sollte eher darüber nachdenken sich am Anfang ein paar Seile à 8 Meter zu kaufen, die kann man schnell verknüpfen und kommt trotzdem gut aus. Ich würde bei 2-3 Mal 8 Meter anfangen, damit kommt man schon ein wenig weiter und kann sich ausprobieren.
Selbst ist der Rigger
Das vielleicht größte Problem haben wohl die Singles unter den angehenden Riggern: Wo bekomme ich ein Bunny her? Die Anfragen häufen sich auf so ziemlich allen Plattformen und wenn man dann noch etwas weiter ab vom Schuss wohnt, kann “die Richtige” zu finden ein Langzeitprojekt werden. Hat man dann endlich jemanden gefunden, der sich fesseln lassen will, in der Nähe wohnt, genug Zeit hat und dir glaubt, dass es dir nicht ums Vögeln geht, kommt die nächste Hürde: Dir fehlt die Übung.
Natürlich kannst du nicht alle möglichen Sachen selbst erfahren. Das heißt aber nicht, dass es nicht ein paar Übungen gibt, die du auch alleine durchführen kannst, ohne dich zu gefährden. Zum Beispiel ein einfaches Ganzkörperbondage. Wenn du mit dem Gedanken spielst, deine Sub mal für ein paar Stunden so mit rauszunehmen, ist es nicht die schlechteste Idee, das mal selbst gemacht zu haben. Zu merken, wie sich das Seil auf der Haut mit der Zeit verhält, kann unschöne Verletzungen verhindern und im Zweifel ist es besser, du merkst es, bevor sie es merkt. Auch interessant ist es, darauf zu achten, wie sich Knoten verhalten, wenn man mal wirklich versucht, da wieder rauszukommen, und wann sie zu eng sind. Alles Sachen, die man in Selbsttests herausfinden kann.
Angenehmer Nebeneffekt (abgesehen von der Übung): Du kannst das Gefühl deines Bunnys im Seil ein Stück weit nachempfinden.
Seilpflege
Die folgenden Tipps habe ich so über die Jahre zusammengestellt, sie stammen daher aus vielen Quellen. Es kann also sein, dass ihr ein paar davon schon an anderer Stelle gelesen habt.
Das Seil entstressen
Ich beginne mal mit dem ersten Schritt nach einer Session. Die einfachste Sache, die man tun kann, um lange Spaß an seinem Seil zu haben, ist das Entstressen. Zu diesem Zweck zieht man das Seil mehrfach komplett durch die Hand. Dabei wird das Seil außerdem entwirrt/entdreht, anschließend kann man es wesentlich leichter wieder zusammenlegen und beim nächsten Mal sofort wieder loslegen.
Reinigung
Bei leichter Verschmutzung kann man einfach ein Mikrofasertuch benutzen, das sollte vorher mit Seifenwasser leicht angefeuchtet sein (nicht tropfend), es ist hierbei darauf zu achten, dass die Seife nicht zu aggressiv ist, Spülmittel reicht vollkommen. Das Seil wird solange durch das Tuch gezogen, bis kein Schmutz mehr im Tuch hängen bleibt. Bitte das Tuch nach jedem Durchgang auswaschen. Anschließend muss das Seil trocknen. Hierfür einfach auf einem großen Handtuch über Nacht auslegen (min. 8 Stunden), die Seile dürfen sich auch berühren. Das Seil sollte nicht in der Sonne trocknen, Raumtemperatur reicht.
War das Seil mal einer stärkeren Verschmutzung ausgesetzt, bleibt nur die Waschmaschine. Allerdings gibt es einiges zu beachten! Es lohnt sich, für jedes Seil einen Wäschesack zu verwenden, der Vorteil liegt auf der Hand, denke ich. Die Seile werden unter sparsamer Verwendung von Bio-Waschmittel (keine Bleichmittel!) bei 40° C gewaschen. Die Seile werden nicht geschleudert (Hanfseile bilden hier eine Ausnahme). Juteseile bitte nur mit der Hand vorsichtig waschen.
Versucht, das Waschen mit der Maschine so selten wie möglich zu machen, da jeder Waschgang, egal wie schonend, immer eine Belastung für das Seil darstellt.
Durch das Waschen in der Maschine werden die Seile komplett durchnässt. Um ein Einlaufen zu verhindern, müssen die Seile gespannt trocknen. Bei Zimmertemperatur kann das Ganze bis zu 6 Tage dauern (min. aber 3 Tage), die Seile müssen in dieser Zeit regelmäßig nachgespannt werden.
In jedem Fall, egal ob stark, oder leicht verschmutzt, sollten die Seile nach dem Trocknen geölt werden. Es gibt dafür auch spezielle Seil-Öle, mir wurde der Tipp mit synthetischem Babyöl gegeben, das funktioniert sehr gut. Synthetisch deswegen, weil pflanzliche Produkte ranzig werden können, im schlimmsten Fall beginnt das Seil zu schimmeln.
Das Seil wird 2-3 Mal durch ein mit Öl getränktes Stofftuch gezogen und anschließend 10-12 Stunden beiseite gelegt, damit das Öl einziehen kann. Zum Schluss nochmal 2-3 Mal das Seil durch ein sauberes Stofftuch ziehen, um überflüssiges Öl zu entfernen.
Wenn das Seil besonders hygienisch sein soll, wird es vor dem Ölen mehrmals durch ein Sagrotan-Tuch gezogen. Wenn man genug Seile hat kann man natürlich auch bestimmte Seile so vorbehandeln und anschließend kennzeichnen, so muss man nicht jedes Mal alle Seile behandeln.
Das Seil kürzen
Am stärksten wird ein Seil normalerweise in der Mitte belastet. Um dieser Belastung bestmöglich zu entgehen, schneidet man ca. alle sechs Monate 15 cm vom Seil ab (je nach Zustand des Seils kann sich der Zeitraum auch ändern). Auf diesem Weg verlagert sich der Mittelpunkt des Seils und die Lebenserwartung des Seils steigt.
Diesen Beitrag werde ich immer ab und an erweitern/überarbeiten, wenn mir mal wieder Fragen unterkommen, die ich für geeignet halte, um sie auf diesem Weg zu beantworten. Bis es soweit ist, hoffe ich, dass dieser Text euch für den Anfang hilft und euch viele schöne Stunden mit eurem Bunny beschert.