Die Frage stelle ich mir häufig, wirklich häufig. Einiges von dem was ich hier schreibe, könnte der ein oder anderen Person, die mir auf Social Media folgt bekannt vorkommen, weil ich ähnliches dort schonmal geschrieben habe, aber das soll kein Aufruf sein, mir zu folgen, bleiben sie alle genau da wo sie sind. Ich möchte mit diesem Beitrag nur meine Gedanken weiter ausführen, weil ich glaube, dass ich nicht der einzige bin, der mental Probleme hat und von Zeit zu Zeit jemanden braucht, der einem diese Frage beantwortet. Wer selbst mit Depressionen zu kämpfen hat und deswegen gut auf das Thema verzichten kann, weil es triggert, darf sich gerne auf meinen nächsten Beitrag freuen, dem Rest wünsche ich ab hier viel „Spaß“ beim Lesen.
Weiterlesen: Wieso mache ich weiter?Am Anfang habe ich Material geteilt, das mich inspiriert hat, Bilder, die mit ihrer Ästhetik etwas in mir ausgelöst haben, die nicht einfach nur Titten und Kaffeetasse waren, echte Kunst! Ein in Foto eingefangener Moment, eine Emotion, etwas, das einfach Bestand hat und mir sagt: „Das will ich auch!“ Irgendwann wuchs der Wunsch in mir, den Menschen auch sowas zu geben. Ich wollte auch Fotos machen, die in Menschen etwas auslösen und sie in einen Moment, einen Augenblick entführen, sie etwas spüren lassen! Ich denke, dass dieser starke Wunsch auch der Grund dafür ist, warum gerade Shootings, die nicht so klappen, wie ich es mir wünsche, mich in so ein tiefes Loch ziehen und tagelang nicht mehr rauslassen. Ich möchte bei dem Beispiel bleiben: Foto.
Es ist so frustrierend, wenn eine Idee nicht so funktioniert, wie ich sie im Kopf habe. Da ist dieses Bild, dass ich sehe und ich bekomme es einfach nicht umgesetzt. Ursachen gibt es viele, das Licht passt nicht, der Raum ist zu klein, das Objektiv ist nicht dafür gedacht, bzw. nicht optimal und obendrauf kommt, dass mir die Erfahrung fehlt. Ich habe das nie gelernt und für Kurse fehlt mir Zeit und Geld, also learning by doing.
Häufig merke ich schon, dass es nicht klappt, wenn ich die Kamera in die Hand nehme und das ist -gelinde gesagt- ein furchtbares Gefühl. Am liebsten würde ich dann einfach alles abbrechen, mir ein Glas einschenken und minutenlang meinen Kopf in kurzen Abständen mit der nächsten Wand vertraut machen. Mache ich natürlich nicht, dass wäre dumm, immerhin muss ich die Wand dann streichen. Nein, ich ziehe das dann durch. Zum einen weil ich es der Person schulde, die sich die Zeit genommen hat und mir vor der Kamera hilft meine Vorstellungen umzusetzen und zum anderen kommen zwar keine annehmbaren Fotos dabei rum, aber nur so verinnerliche ich, warum das gerade nicht klappt und was ich beim nächsten Mal anders machen muss.
Das bedeutet nicht, dass es mich weniger frustriert und ich deswegen innerlich weniger heule, aber es erhöht meine Chancen, beim nächsten Mal wenigstens ein Bild zu bekommen, dass ein bisschen dem entspricht, was ich eigentlich wollte.
Ich kann viele Dinge nicht, weil mir Jahre an Erfahrung fehlen und ich auch einfach einige tausend Euro weniger habe, um sie in mein Equipment zu stecken, und JA, das ist ein Punkt. Man kann viel mit wenig erreichen, aber eben nicht alles. Ein externer Blitz zum Beispiel wird immer einem in der Kamera verbauten überlegen sein und das ist noch ein sehr günstiger Fall, den ich hier herangezogen habe, aber ich möchte nicht so sehr ins Detail gehen. Deutlich unangenehmer wird das Gefühl des Versagens, wenn ich die Bilder dann sichte, weil ich bis dahin zumindest noch die Hoffnung hatte, dass ich vielleicht noch was rausholen könnte, aber dem ist häufig nicht so. Beschissener Winkel, unscharf, zu dunkel, zu hell oder alles auf einmal und in meinem Kopf diese Stimme, die fragt: „Was kannst du eigentlich?! Das ist ’ne Beleidigung für die Idee, die du hattest, für das Model, dass sich die Zeit genommen hat und die Kamera, mit der andere Leute bessere Ergebnisse zu Tage fördern würden! Lass es doch bitte einfach und konzentrier‘ dich auf etwas, dass du kannst, was auch immer das sein soll!“
Im Grunde kann ich diesen Gedankengang auf alles übertragen, was ich mache. Manchmal ist die Stimme leise, manchmal lauter, aber eines ist sie nie: weg. Ich lebe damit schon so lange, dass ich gar nicht mehr weiß wie sich ein Alltag anfühlt, ohne alles zu hassen, was man ist oder macht. Gibt es Menschen, bei denen das nicht so ist? Irgendwer hat mir mal gesagt, dass er sich nicht so fühlt und dass er nicht versteht, wie ich es durch den Tag schaffe, darauf konnte ich ihm nicht wirklich viel sagen, außer, dass es sich für mich normal anfühlt. Wenn mir jemand zum Beispiel sagt, dass ihm etwas gefällt, was ich geschrieben habe, bzw. ein Foto, das ich gemacht habe, dann kann ich das nicht annehmen. Meistens antworte ich dann mit: „Danke, dass du das sagst.“, weil ich es der Person schlichtweg nicht glaube. Ich kann Komplimente nur von sehr, sehr wenigen Personen annehmen.
Manchmal sehe ich diesen Blick meines Bekannten, wenn ich mich im Spiegel ansehe. Ich glaube, dass es damit zusammenhängt, dass ich mittlerweile verstanden habe, dass es eben nicht normal ist, dass man sich immer so fühlt, leider macht es mir den Alltag nicht wirklich leichter.
Ich habe über die Jahre Wege gefunden, damit umzugehen. Wenn ich merke, dass ich in solche Löcher falle, beziehungsweise mich in solchen Situationen wiederfinde, dann versuche ich mich darauf zu konzentrieren, dass es auch wieder nachlässt. Ich versuche Positives zuzulassen. Man könnte sagen, dass ich mein Denken manipuliere, indem ich weniger im Hier und Jetzt bin. Das Beispiel mit dem Foto: Ich kann nicht ändern, wie die Fotos geworden sind, aber ich kann schauen, was ich falsch gemacht habe und es beim nächsten Mal versuchen zu verbessern, damit ich mit dem Ergebnis dann vielleicht zufriedener bin.
Ich kann das jetzt hier schreiben und das klingt voll reflektiert und ruhig, aber ihr wollt echt nicht wissen, wie es in mir aussieht, wenn ich in so einer Situation bin und wie viel Kraft es mich kostet, aus so einem Loch wieder herauszukommen. Wenn ich mit diesen Zeilen überhaupt irgendwas sagen oder raten möchte, dann, dass es wichtig ist weiterzumachen. Nur wer nicht aufhört, hat die Chance darauf, dass es besser wird. Im Hobby, im Leben, in einfach allem.