Eine echte Session

Das wird jetzt vielleicht etwas anders, als ihr euch das ausmalt, also zieht die Hose wieder hoch. Hier kommt nun ein Spielbericht, ohne Filter. Keine Fantasien, keine frivolen Worte. Ich möchte euch heute mal einen Blick hinter die Kulissen gewähren und euch zeigen, wie ich so eine Session vorbereite und durchführe. Natürlich gehe ich dann auch abschließend auf Aftercare ein.

Ich hoffe ihr könnte mit diesem Bericht etwas anfangen und eventuell wird es euch bei der Planung eurer nächsten Session helfen. Fangen wir also an.

Vorbereitung

Eine gute Planung ist der erste Schritt zu einem unvergesslichen Abend. Keine Planung im übrigen auch… In den meisten Fällen beginne ich damit, dass ich ein bestimmtes Bild im Kopf habe. Etwas das meine Lust anregt und ausgehend von diesem Punkt bewege ich mich zeitlich vor und zurück.

Ich arbeite an dem Abend mit dem Ziel, genau das Bild zu erschaffen, dass ich auch schon im Kopf habe. Für mich bedeutet das: Wie komme ich zu Moment X und wie gehe ich aus dieser Situation dann wieder raus? Der mit Abstand schwierigste Teil bei der ganzen Planung ist nicht die Überlegung, wie ich zu meiner speziellen Fantasie komme, sondern wie ich sie wieder auflöse.

Es ist recht simpel eine Situation soweit zu steigern, bis wir beim Höhepunkt angekommen sind, aber wie schickst du die Leute nachdem Feuerwerk wieder nach Hause? Ich für meinen Teil mache das sehr davon abhängig, wie meine Sub drauf ist, nachdem ich mit ihr an dem Punkt war zu dem ich sie führen wollte. Wenn es ihr danach gut geht, sehe ich kein Problem darin noch etwas an den Stellschrauben zu drehen und zu schauen wie weit sie mitgehen möchte. Ich vermeide aber ganz klar, es zu einer Situation kommen zu lassen, in der sie das Safeword nutzen muss. Soweit sollte es meiner Meinung nach nicht kommen. Sicher, manchmal ist es schwieriger das einzuschätzen, aber dann kannst du dir Feedback von ihr geben lassen. Wenn sie dir das ehrlich gibt, dann findet man auch eine Möglichkeit die nächste Ausfahrt zu nehmen, bevor es zu spät ist.

Das Safeword ist für mich ein harter Abbruch. Die Notbremse, wenn man so will. Das kann natürlich jeder für sich entscheiden, wie ernst er das nehmen möchte, aber dann sollte man sich eventuell auf ein Ampelsystem einigen, wenn man sich an neue Grenzen beispielsweise herantasten will.

Stellt sich raus, dass meine Sub nachdem „Finale“ eigentlich lieber etwas Ruhe braucht, dann gehe ich meist dazu über die Intensität etwas herunterzufahren, sozusagen in einen Verwöhnmodus überzugehen und langsam in Richtung Aftercare zu gucken.

Wenn meine zukünftige Session etwas mit Seilen zu tun hat versuche ich alles, was ich an mir selbst testen kann ein paar mal zu fesseln. Das hilft mir einzuschätzen, wieviel Seile ich wohl im Schnitt brauchen werde. Außerdem gibt es mir die Sicherheit, die ich brauche um auch während des Fesselns ein, zwei Schritte weiter zudenken. An dieser Stelle ein kleiner Tipp, wenn ihr die Längen noch nicht so verinnerlicht habt, kann hier ein Farbcode helfen, mit dem man die unterschiedlichen Seile markiert. Das geht ganz gut mit etwas Isolierband beispielsweise.

Noch so ein Thema ist: Musik. Ja? Nein? Gerade das ist ein Thema mit dem ich mich schon recht intensiv beschäftigt habe. Schwierig ist es gerade dann, wenn man mit jemandem zum ersten Mal spielt. Da lasse ich sie dann meistens weg, grundsätzlich finde ich sie allerdings hilfreich. Wobei es bei mir dann eher eine Geräuschkulisse ist. Also weniger Bands/Alben, sondern eher sowas wie Orchester, Chöre etc. Ich habe da mittlerweile schon Playlists zusammengestellt, damit ich nicht immer von neuem Anfangen muss zu suchen.

Die Planung schließe ich meist damit ab, dass ich mir Notizen mache. Ja, ich weiß ziemlich unsexy, aber ich habe gerne einen Ablaufplan, wenn ich schon etwas plane, dass über ein bisschen Spanking und vögeln hinausgeht. Den Zettel habe ich dann natürlich nicht offen während der Session, aber ich sehe ihn mir ein paar Mal die Tage vorher an und überlege, ob ich vielleicht noch was ändern möchte. Außerdem prüfe ich das Werk-/Spielzeug, das ich verwenden möchte: Kann ich mit dem was ich hier habe das Bild verwirklichen, was ich im Kopf habe? Wann habe ich beispielsweise die Seile das letzte mal gepflegt? Habe ich genug Kerzen? Solche Sachen eben.

Durchführung

Es wird jetzt wenig überraschend für dich sein, aber ich versuche mich meist an meinen vorher festgelegten Ablauf zu halten. Das bedeutet nicht, dass ich davon nicht abweichen möchte oder kann. Sollte meine Sub einen bestimmt Wunsch haben oder sich die Wahl des Spielzeugs verdienen, dann baue ich das natürlich ein.

Es stört den Spielfluss nämlich auch, wenn man sich zu starr an vorher festgelegte Pfade hält. Wichtig für mich ist, dass ich trotz meines eigenen Plans flexibel bleibe, denn gerade wenn man mal was neues ausprobiert verläuft nicht immer alles nach Plan.

Um besagten Plan nicht ständig im Kopf während der Session durchgehen zu müssen lege ich mir mein „Werkzeug“ entsprechend der Reihenfolge parat.

Ich weiß schon, dass ist alles etwas trocken, aber ich hatte euch gewarnt. Kein ausschmücken. Hier geht es nicht darum, dass ihr mir alle reihenweise vor Geilheit vom Stuhl rutscht.

Wichtig während der Session ist es für mich den Überblick zu behalten. Damit meine ich, dass ich bei meiner Partnerin Signale erkenne und mir ab und an auch mal Feedback hole.

Im Grunde war es das eigentlich schon mit dem Thema: Durchführung. Wichtige Punkte sind:

– Plan im Kopf behalten
– Flexibel bleiben
– Feedback holen

Am besten beendet ihr die Session, in dem ihr die Intensität langsam verringert und dann Schritt für Schritt in das Aftercare übergeht. Das kann man recht einfach umsetzen, in dem man beispielsweise die Schlaginstrumente wechselt und dann eventuell mit Berührungen der gereizten Stellen weitermacht. Wenn es eine Fesselsession war kann man zum Beispiel ganz wunderbar das Ende mit dem Lösen der Seile einläuten. Das ist für mich immer ein recht intensiver Moment, weil ich meiner Partnerin Stück für Stück etwas Bewegungsfreiheit zurückgebe. Ich spüre richtig wie sie immer entspannter und „weicher“ unter meinen Händen wird. Wo die Session endet und Aftercare beginnt ist für mich fließend, trotzdem möchte ich auch dazu noch ein paar Worte verlieren.

Aftercare

Auffangen, egal wie es gelaufen ist. Das könnte ich jetzt so stehen lassen und im Grunde wäre alles gesagt, aber ich wollte euch ja zeigen, wie sowas bei mir aussieht. Deshalb schreibe ich vielleicht doch noch das ein oder andere zu dem Thema.

Aftercare kann so unterschiedlich ausfallen wie die Session, die ihr vorangestellt war. Ist alles gut gelaufen, so ähnelt sie bei mir am ehesten einer sehr intensiven Phase des Kuschelns. Viel Nähe, Körperkontakt und Streicheleinheiten. Nebenher kann Musik, ein Film oder auch einfach gar nichts laufen. Es wird meist nicht viel gesprochen, dazu kommt dann oft erst etwas später, wenn sich die Gedanken und Empfindungen wieder etwas geordnet haben.

Gab es bei der Session Komplikationen, kann es im eventuell ganz ähnlich wie im oben genannten Beispiel laufen, nur das dann eher das Gespräch gesucht wird. Wo sind Dinge nicht so gelaufen, wie erwartet? Wurden eventuelle Signale missverstanden? War das Tempo problematisch? Alles Dinge die man ruhig und offen miteinander Kommunizieren sollte. Das kann auch erst später passieren, du entscheidest, wann du bereit bist die Schwierigkeiten die du siehst anzusprechen. Dein Partner, egal ob dominant oder devot sollte dafür immer ein offenes Ohr haben. So Rückfragen wie: „Warum hast du das nicht gleich gesagt?“ sind da völlig fehl am Platz. So eine Session ist intensiv und oft muss man sich bestimmten Dingen erst selbst stellen, bevor man sie anspricht. Auch wenn etwas nicht gelaufen ist wie geplant, kann es immer noch eine Chance sein, es beim nächsten Mal besser hinzubekommen.

So nun habe ich alles aufgeschrieben, was mir zu einer Session eingefallen ist. Ich seh‘ schon, ihr glaubt jetzt, der Simon sitzt Nachts in seinem Keller und entwickelt Sessions am Reißbrett. Das ist natürlich Blödsinn. Hätte ich einen Keller der groß genug wäre für ein Reißbrett, würden da ganz andere Dinge stattfinden 😉

Viele der oben genannten Abläufe entstehen nicht innerhalb von Tagen, sondern wachsen über einen längeren Zeitraum. Das Bild bekommt sozusagen Farbe in meinem Kopf, wird schärfer, bis ich anfange bestimmte Details auszuarbeiten. Ich habe auch absolut nichts gegen eine schöne Session, ohne dabei groß zu planen. Manchmal ist Spontanität das Schönste an der ganzen Sache. Ich hoffe abschließend noch, das euch die kleine Tour durch meinen Kopf gefallen hat und ihr eventuell sogar etwas mitnehmen konntet bei dem ganzen. Habt ’ne schöne Zeit zusammen.

Euer Simon.