Wie gehe ich mit Fehlern um?

In einer Session kann es immer wieder zu Missverständnissen und Fehlern kommen. Sei es, weil man auf einer Playparty das erste Mal miteinander spielt, weil man gerade erst am Anfang dieses Weges steht, oder weil man ein neues Spielzeug vielleicht zu enthusiastisch ausprobiert hat. Die Möglichkeit für Fehler ist immer gegeben und niemand ist perfekt, sonst bräuchten wir keine Safewörter oder andere Codes. Die Inspiration zu diesem Blogbeitrag ist ein anderer Blog, den ich hier namentlich nicht nennen werde, das gebietet der Respekt. Aber das mal vorab: Es ist auch nicht der erste Beitrag, den ich lese und bei dem ich mich im Nachhinein frage: ”Warum ist da niemand drauf eingegangen?”

Viele schreiben ihre Gedanken in Blogform nieder, weil es eine der einfachsten Möglichkeiten ist, mal ungestört dem Kopf freien Lauf zu lassen. Ist auf diesem Weg ein Text entstanden, geben die meisten deutlich mehr preis, als ihnen bewusst ist. Ich lese immer wieder von Situationen in Sessions, bei denen deutlich klar wird, dass da was schief gelaufen ist, aber entweder sucht die Sub den Fehler bei sich und damit ist dann alles gut, oder besagtes Missgeschick wird unter den Teppich gekehrt und es wird so getan, als wenn nichts gewesen wäre. Ist das wirklich das Bild, das ihr von euch weitergeben wollt, oder glaubt ihr, es ist richtig, Anfängern auf diese Weise zu sagen: “Der einzige Fehler der hier passiert ist, ist, dass ich nichts vertrage”?

Wenn mir mal ein Schlag so ausgeglitten wäre, wie ich es ein ums andere Mal schon gelesen habe, dann könnt ihr davon ausgehen, dass das Thema “spielen” für den Abend bei meiner Partnerin – völlig zurecht – gelaufen wäre. Aber kein Wort davon, dass da eine Klärung stattfand, ganz im Gegenteil: Es wird einfach weitergespielt. Vielleicht glauben ja auch einfach einige, dass es nicht von Interesse ist, wie ein erfahrenes Pärchen mit solchen Themen umgeht. Dazu möchte ich euch folgendes sagen: Es ist nicht egal oder uninteressant, es ist im Grunde genau das, was ein Anfänger wissen will. Wie gehe ich damit um, wenn etwas nicht klappt? Sowohl als Dom, als auch als Sub. Die Klärung solcher Situationen ist elementarer Bestandteil einer BDSM-Beziehung und so zu tun, als wenn nichts gewesen wäre, ist genau das falsche Signal.

Mit dem, was man schreibt, beeinflusst man andere Menschen und da kann man nicht einfach gegenargumentieren: “Ich schreib ja nur für mich selbst.” Ja gut, dann schnapp’ dir dein Tagebuch und lass es aus dem Internet raus. Wer Texte online stellt hat eine gewisse Verantwortung und viel zu wenige sind sich dieser wirklich bewusst.

Wenn das Kind in den Brunnen gefallen ist

Sich einzugestehen, dass der Schlag gerade eben wohl doch eine Spur zu heftig für einen selbst war, ist nicht das Problem. Das sagt einem der Körper ziemlich schnell von alleine, auch wenn ich im Internet leider ebenfalls immer wieder davon lese, dass diese Zeichen absichtlich ignoriert werden. Nicht dein Körper hat unrecht, der kann sich nämlich diesbezüglich gar nicht irren. Du und deine seltsame Vorstellung von dem, wie du es gerne hättest, sind das Problem.

Es ist ein ziemlich unangenehmer Schritt, seinem Dom zu sagen, dass er da was falsch gemacht hat, oder eine Spur zu hart war. Leider kann einem dieser Schritt nicht abgenommen werden, denn auch wenn man als Dom immer ein Auge darauf haben sollte, kann es schon mal zu solchen Ausrutschern kommen und wenn deine Sub dann zu dir kommt und dir das erzählt, ist deine Reaktion NICHT: “Jetzt hab dich mal nicht so, meine letzte Sub hat das auch vertragen”, sondern: “Es tut mir leid, wo genau fing es an für dich falsch zu laufen?” Geratet ihr an Dom Nummer eins, dann dreht euch um und geht. Der Kerl ist keine Träne wert.

Über verlorenes Vertrauen

Solch ein Problem ist leider mit dem bloßen Ansprechen noch nicht aus der Welt geschafft, auch wenn es ein guter Anfang ist. In den meisten Fällen geht man dann nochmal ein paar Schritte zurück und spielt erstmal etwas behutsamer miteinander, bis das Vertrauenslevel wieder einen Punkt erreicht hat, auf dem man Neues ausprobieren kann. Dass das ziemlich frustrierend, aber trotzdem notwendig ist,  brauche ich wohl keinem zu sagen.

Der Schmerz ist schnell vergessen, leider hat das Vertrauen nach so einer Sache immer auch etwas abbekommen. Damit muss nicht unbedingt ihr Vertrauen in dich als Dom gemeint sein, es kann auch das dein Vertrauen in dich selbst sein. Mir ging es zumindest immer so. Man kämpft mit Vorwürfen und dem Gedanken, nicht gut genug zu sein. Das ist keine Sache, die nur der Sub vorbehalten ist.

Im Grundsätzlichen kann ich nur dazu raten, nichts zu überstürzen, wenn mal Scheiße passiert ist, die nicht in einer Anzeige geendet ist. Gegenseitiges bestärken, füreinander da sein und Zeit sind meistens alles, was eine Beziehung braucht. Das schlimmste, was ihr tun könnt, ist, die Sorgen des Partners nicht ernst zu nehmen bzw. euer Ego über das Spiel zu stellen.