Liebe in Zeiten der Corona

Vieles, was man sonst nur mit seinen Freunden teilen würde, wird heutzutage ja im Internet ausgiebig dargestellt – sei es nun auf Twitter, auf Instagram, oder auf Blogs wie diesem hier. Man lässt Andere an seinem Leben und seinen Erfahrungen teilhaben und labt sich an den Reaktionen, die von Bewunderung bis Mitleid das gesamte Spektrum abdecken können.

Normalerweise geht es auf dieser Seite um BDSM und die Erfahrungen, die wir in unserer Beziehung gemacht haben. Auch heute soll es um diese Beziehung gehen, aber ich dieser Beitrag wird eher eine persönliche Natur haben. Wenn es euch also nur um Peitschen und Andreaskreuze geht, dann lest lieber nicht weiter.

Die letzten Monate waren nicht einfach. Weder für mich, noch für unsere Beziehung.

Die Beziehung, die wir seit fast zweieinhalb Jahren führen, war von Anfang an eine Fernbeziehung. So richtig einfach war es also nie. Nun wurde sie jedoch auf eine sehr harte Probe gestellt, da ich aus beruflichen Gründen noch weiter wegziehen musste, sogar in ein anderes Land. Nicht schön, aber auch das wäre grundsätzlich machbar gewesen. Wenn man jemanden gefunden hat, der es wert ist, nimmt man auch diese Strapazen auf sich.

Naja, und dann kam Corona, Deutschland hat seine Grenzen dicht gemacht und man darf nicht mehr in andere Länder einreisen. Schöne Scheiße.

Anfangs konnte man sich noch damit trösten, dass sich der nächste Besuch nur um ein paar Wochen verschiebt, und dass man das sicher auch übersteht, auch wenn es keinen Spaß macht. Doch seitdem wurden die Grenzschließungen immer weiter verlängert, und mit jeder Verlängerung sank die Hoffnung auf ein Wiedersehen ein bisschen mehr.

Mittlerweile liegt fast ein halbes Jahr seit unserem letzten Treffen zurück. Wir gehen mit der Situation so gut um, wie es uns möglich ist, aber natürlich ist es nicht leicht. Leider führen mittlerweile auch kleine Probleme manchmal zu unnötigen Streits und es ist wirklich sehr frustrierend, wenn man den Partner über Monate nicht einmal in den Arm nehmen kann – von Sex und Spielen will ich ja gar nicht erst anfangen.

Auch abgesehen von unserer Beziehung ist die Situation für mich nicht gerade leicht. Ich habe auch meine Freunde und Familie seit Monaten nicht mehr gesehen und dank der Ausgangssperre war es mir hier nicht möglich, überhaupt neue Kontakte zu knüpfen. Ich habe seit Monaten kein vertrautes Gesicht mehr gesehen und wurde seit Januar nicht mehr in den Arm genommen. So alleine zu sein macht schlimme Dinge mit einem Menschen. Es schlägt sich auf die Psyche nieder und lähmt sämtliche Freude und Kreativität. Das ist auch der Hauptgrund, warum es in letzter Zeit hier so still um mich geworden ist. Es schreibt sich einfach nicht gut, wenn man sich gerade so von Tag zu Tag hangelt.

Vielleicht könnt ihr nun verstehen, warum ich hier seit Monaten kaum etwas geschrieben habe. All meine Kraft benötige ich momentan dafür, nicht in ein depressives Loch abzurutschen und der Mensch, der mir am meisten auf der Welt bedeutet, ist unerreichbar für mich.

Unser einziger Lichtblick ist, dass die Grenzen wohl Mitte Juni wirklich geöffnet werden. Bitte drückt uns die Daumen, dass die Herren Innenminister ein Einsehen haben. Viel länger halte ich diesen Zustand nämlich nicht mehr aus.